Ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper, zum eigenen Charakter, zur eigenen Person – vielen Menschen mangelt es daran. Oft versuchen sie von sich selbst abzulenken, sich immer wieder über die gleichen Makel anderer zu beschweren.
Da wird die Figur der Kollegin zum fast täglichen Thema. Käme sie doch angeblich umgehend in die Küche sobald Kuchen bereitstünde, ein Austrocknen ihres Körpers sei bei der seit Wochen anhaltenden Hitze ja kaum möglich und ohnehin hatte sie auf dem Mitarbeiterausweis ja noch ein ganz anderes Figürchen. Was sei ihr da wohl „Schreckliches“ zugestoßen, dass sie so auseinander gegangen ist?
Schaut in den Spiegel und denkt gut über euch selbst
1,60m groß mit etwa 20 Kilo mehr als von der Gesellschaft als normal angesehen, stehe ich morgens auf, schaue in den Spiegel, sehe meine Sommersprossen, meine platten Haare, denen jegliches eigenes Volumen fehlt, meinen riesigen Hintern, den Bauch, der sich in zwei separate Rollen aufteilt, die Winkearme und die Oberschenkel, die im Sommer ohne Strumpfhose unter dem Kleid Applaus klatschen. Und ich sehe mich an und empfinde nichts davon, als etwas, das mich völlig entstellt. Ich ziehe mich an, ein bisschen Mascara, ein wenig Lidschatten, die Haare einmal über die Rundbürsten geföhnt und ab geht es auf die Arbeit.
Auf dem Parkplatz ein „Good Morning“-Selfie für Instagram und rein ins Büro.
Doch den positiven Blick in den Spiegel können sich viele Menschen, die scheinbar so makellos scheinen überhaupt nicht vorstellen. Der Grund dafür ist selten, dass sie ihr Gegenüber tatsächlich als furchtbar hässlich empfinden. Vielmehr ist es die eigene Unsicherheit über eigene Makel. Oft versuchen gerade die, die am meisten über Makel der anderen sprechen, von sich selbst abzulenken. Solange man über die offensichtliche Fettleibigkeit der Kollegin spricht, achten die Leute weniger auf arrogantes Gehabe, die schiefen Zähne, das viel zu kurze T-Shirt, das Bauarbeiterdecolleté beim Bücken.
Selbstbewusstsein ist nicht all around
Es gibt viele Frauen und Männer, die deutlich selbstbewusster sein könnten. Doch sie kennen weder ihre eigene Schönheit, noch ihren eigenen Wert. Sie nehmen sich Kommentare der Kollegen so sehr zu Herzen, dass sie nach Hause gehen und versuchen Möglichkeiten zu finden, dem beschränkten Standard der Kollegen gerecht zu werden. Das ist falsch! Nicht die Leute, über die gelästert und gespottet wird müssen etwas an sich ändern. Es sind die Kollegen die lästern und damit versuchen von sich selbst abzulenken, die sich ändern müssen. Sie haben leider nie gelernt sich selbst gänzlich zu akzeptieren und möchten ihren Mitmenschen nun vermitteln, dass dies der Standard ist und Lästereien zur gesunden Bildung einer Gesellschaft beitragen. Mobbing am Arbeitsplatz – für viele scheinbar normal.
Nein! Lästereien am Arbeitsplatz führen zu Hass untereinander, zu Frust der nach außen getragen wird und zu fehlendem Vertrauen zu den Personen, die man etwa acht Stunden am Tag um sich hat. Es wäre doch um so vieles einfacher, einfach jeden Menschen so zu akzeptieren, wie er ist und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Wem dann etwas an sich auffällt, dass verbesserungswürdig ist, kann jederzeit einen Prozess der Verbesserung durchlaufen – eine Verbesserung für sich selbst, niemals für andere.